März

Vogel-Nachrichten

Riseup ist kürzlich der Assoziation für Progressive Kommunikation (APC) beigetreten, einem globalen Netzwerk das seit 1990 existiert und aus 58 Mitgliedsorganisationen aus aller Welt besteht. Die APC leistet erstaunliche Arbeit in den Bereichen digitaler Zugang, Menschenrechte, Internet-Koordination, feministisches Internet und alternative Technologie. Für weitere Informationen über die APC siehe https://apc.org/.

Einige der Riseup-Vögel sind diesen Monat in Spanien gelandet um an einer Konferenz mit anderen technikbewussten Genossinnen teilzunehmen. Wir hatten einige Sitzungen, haben bei der Organisierung von Treffen geholfen und atmen generell die gleiche Luft mit Internet-Aktivistinnen von überall auf der Welt. Wir waren besonders erfreut uns mit alternativen Internetdienstanbieterinnen (ISPs) aus Europa und Latein-Amerika zu treffen, um Methoden zu entwickeln uns gegenseitig zu unterstützen.

Die Welt ist voller Tragödien, aber es sind auch einige gute Leute aktiv die versuchen etwas besser zu machen. Zum Beispiel, als wir in Spanien waren haben Frauen den ersten landesweiten feministischen Streik gegen Patriarchat und Kapitalismus organisiert. Fünf Millionen Menschen gingen auf die Straße in einem Streik der alle Tätigkeiten umfasste, sowohl Erwerbsarbeit als auch Hausarbeit, aber auch die Vertagung von Einkäufen und Studien. Ja, Menschen.

Andere Riseup-Vögel kamen in diesem Monat nicht nach Spanien. Wir spielten mit unseren Hunden, gingen zu Protesten, arbeiteten, schliefen, brachten unsere Lieben zum Lachen und verhielten uns insgesamt sehr alltäglich.

“DuckDuckGo!” Kampagne zum Erhalt der Privatsphäre

“DuckDuckGo!,” die Internetsuchmaschine die verspricht niemanden zu überwachen, vergibt eine halbe Million US-Dollar in passenden Zuschüssen und hat Riseup eingeladen zu einem Teil ihrer Vergabe zu werden. Wer uns also unterstützen will findet hier Gelegenheit eine Spende an uns verdoppeln zu lassen und macht uns zudem wählbar für verschiedene Werbegeschenke: https://www.crowdrise.com/o/en/campaign/riseup-labs1/

Das Problem mit “CrowdRise”

Da wir an der sehr ergiebigen Spendenkampagne von “DuckDuckGo!” (s. o.) teilnehmen beschlossen wir uns die Sammelplattform mit der diese Suchmaschine dafür arbeitet genauer anzusehen, denn wir rufen schließlich dazu auf uns darüber zu spenden. Wir versuchen mittels unserer Rundbriefe und Internetseiten ganz deutlich zu machen dass es hierbei keine absolute Privatheit bzw. Sicherheit gibt, und legen Wert darauf Informationen bereitzustellen die eigenständige Entscheidungen darüber ermöglichen welches Ausmaß an Datenverlusten bei deren Benutzung hingenommen werden kann.

“CrowdRise” ist eine Plattform zum Spendensammeln. Deren Geschäftsmodell zufolge werden Spenden wie Einsätze in einem Glücksspiel gehandhabt. Es werden Aufgaben gestellt, jeden Tag Belohnungen verteilt und immer viel Spaß versprochen. Doch bei genauerer Begutachtung ihrer Arbeitsmethoden stellten wir fest dass es sich dabei um ein Dienstleistungsangebot handelt welches auf Überwachung und Verfolgung des persönlichen Nutzungsverhalten aufbaut.

Tatsächlich blockiert die Browser-Erweiterung “Datenschutz-Grundlagen” (“Privacy Essentials”) von “DuckDuckGo!” zehn der Verfolgungsprogramme (“tracker”) von “CrowdRise.”

Wer sich bei “CrowdRise” anmeldet wird von diesen Unternehmen bearbeitet:

  • Gigya (Kaufverfolgung und Personenidentifikation)
  • Linked In (Kaufverfolgung und Personenidentifikation)
  • Mixpanel (Nutzungsverfolgung und Analyse)
  • Hubspot (Nutzungsverfolgung und Werbung)
  • Swiftype (Nutzungsverfolgung und Suchanalyse)
  • Optimizely (Test und Analyse)
  • New Relic (Geschäftsanalyse)

Zusätzlich gibt es Nachstellungen durch die marktbeherrschenden Internet-Monopole um Spenden-Interessen herauszufinden (u.a. Facebook, Twitter und Amazon), ebenso durch die dominierenden Werbenetzwerke (AddRoll, Rubicon Project, Yahoo Ads, Bidswitch, OpenX und AdNxs). Werden auch die Inhalte-Verteilungsnetzwerke (CDNs) mitgezählt dann kann eine Nutzung von “CrowdRise” gleichzeitig von 21 Unternehmen mitverfolgt werden.

Die Datenschutzrichtlinie von “CrowdRise” beginnt mit der Aussage dass das Unternehmen sich gegenüber seinen Kundinnen “verpflichtet Ihre Privatssphäre zu respektieren und zu schützen.” Anschließend wird klargestellt dass tatsächlich das Gegenteil der Fall ist: Dieser Konzern giert danach personenbezogene Nutzungsdaten für fast jeden dort vorstellbaren kommerziellen Zweck zu vermarkten.

Bei Überwachung geht es immer um Macht. Dieses Unternehmen möchte Deine Daten um Kontrolle über Dich auszuüben, ganz einfach. Die Verhaltensüberwachung soll es dem globalisierten Kapital ermöglichen privateste Wünsche, Beziehungen und Ungewissheiten zu erforschen. Diese Art von Überwachung kommt seit geraumer Zeit zum Einsatz um zu versuchen Kundinnen zu manipulieren bestimmte Waren zu begehren bzw. zu erwerben. Mittlerweile wird jedoch offensichtlich dass diese Datenfundgruben ebenso dazu dienen Tyrannen zu wählen, Dissidente zum Schweigen zu bringen, Arme einzusperren, Einwandernde zu deportieren und Kriege vom Zaun zu brechen.

Was bedeutet es hinsichtlich des Respekts für die Privatsphäre dass “DuckDuckGo!” seine Kampagne zum Erhalt der Privatsphäre mittels einer Plattform wie “CrowdRise” betreibt? Was bedeutet es dass vertraute Organisationen auf die wir uns verlassen um gegen massenhafte Überwachung zu argumentieren Teil dieser Kampagne sind, insbesondere die Freedom of the Press Foundation, Demand Progress, das Center for Democracy and Technology, Tails, Tor, Fight for the Future, Access Now, sowie Riseup?

Wir vermuten dass es wahrscheinlich bedeutet dass es unverhältnismäßig schwierig ist dem Überwachungskapitalismus zu entkommen. Wir haben uns entschieden an dieser Kampagne teilzunehmen weil wir unseren Nutzerinnen die Gelegenheit einräumen wollen ihre Spenden verdoppeln zu lassen. Gleichermaßen empfinden wir es als wichtig dass unsere Nutzerinnen die Arbeitsweise und die Nebenwirkungen der Werkzeuge die wir nutzen im Grundsatz verstehen.

Sofern die umfangreichen Datenerhebungen in den Systemen, die das Nutzungsverhalten im Internet nachvollziehen, nicht übermäßig nerven kann eine Spende den doppelten Umfang erzielen indem sie hier abgegeben wird: https://www.crowdrise.com/o/en/campaign/riseup-labs1

Wer hierüber empört ist hat auch die Möglichkeit unmittelbar an Riseup zu spenden: https://riseup.net/de/spenden

Es gibt zudem einige technische Behelfslösungen welche es ermöglichen das Ausmaß zu begrenzen in dem “CrowdRise” das Nutzungsverhalten nachzuvollziehen vermag. Einzelheiten hierzu sind unserer Seite “Besser Surfen” zu entnehmen. Diese Maßnahmen haben zwar keinen Einfluss auf die von “CrowdRise” oder diversen Kreditkartenanbietern gesammelten Daten, können aber hilfreich sein um weniger Daten an die vielen Verfolgungsprogramme zu verlieren welche allumfassende Profile des Nutzungsverhaltens zu erstellen versuchen.

In Liebe, Die Vögel von Riseup